Heilbronner Stimme, 27. Juli 2015

Le Café Théâtre in der Zeitung

Heilbronner Stimme Auszug

Heilbronner Stimme, 28. Februar 2011

Le Café Théâtre im Interview

Der Luxus, unabhängig zu sein

INTERVIEW Seit zehn Jahren gibt es Le Café-Théâtre im Heilbronner Kaffeehaus Hagen

Heilbronner Stimme, 28. Februar 2011


Mit "Lola Blau" von Georg Kreisler hat es vor zehn Jahren begonnen. Es folgten bislang 18 weitere Inszenierungen. Zu den rund 60 Vorstellungen im Jahr kommen 4000 Besucher. Andreas Sommer hat sich mit Cornelia Bielefeldt und Nicolas Kemmer, den Gründern von Le Café-Théâtre, unterhalten.

Erinnern Sie sich an Ihr erstes Mal im Kaffeehaus Hagen?
Cornelia Bielefeldt: Wir gaben ein Konzert auf der kleinen Bühne, die einem Nudelbrett glich. Ein Musical-Chanson-Programm. Und dann fragte uns Hanspeter Hagen, ob wir uns vorstellen könnten, in seinem Haus Theater zu machen.

Und, konnten Sie?
Bielefeldt: Nein, eigentlich nicht. Aber Hanspeter Hagen wollte an die legendäre Tradition in Wien anknüpfen, denn Kaffee und Kultur gehören seiner Meinung nach zusammen. Kaffeehauskultur war ja auch in französischen Existentialistenkreisen verbreitet: Tagsüber Café, abends Theater. Wir haben also lange diskutiert, es gab ja keine Garderobe und nur zwei Scheinwerfer.

Was hat Sie letztlich überzeugt?
Bielefeldt: Der Erfolg von "Lola Blau". 15 Mal ausverkauft. Da wussten wir, dass es funktionieren kann.
Nicolas Kemmer: Dann folgte der Umbau des Kaffeehauses mit neuer Bühne und Terrasse. Da hatten wir ein Mitspracherecht.

Das Ensemble besteht aus Ihnen beiden, dazu kommen Gäste. Wie gestalten Sie Ihr Repertoire?
Bielefeldt: Wir spielen in der Regel Ein-Personen-Stücke, meist Frauenstücke. Es gibt auch Autoren, die für uns schreiben wie HSt-Redakteurin Franziska Feinäugle oder Wolfgang Schukraft von der Theaterei Herrlingen, mit der sich eine erfolgreiche Kooperation entwickelt hat.

Gibt es ausreichend Stücke in diesem Format?
Bielefeldt: Ne ganze Menge. Zwei-Personen-Stücke gibt es mehr als Ein-Personen-Stücke. Wir suchen dringend Zwei-Frauen-Stücke wie "Marleni", da gibt es kaum etwas. Wer also eins schreiben will, bitte...

Was lief nicht so gut?
Bielefeldt: "Meisterklasse" von Terrence McNally. Ein schwieriges Stück.
Kemmer: Viel hängt vom Hintergrundwissen des Publikums ab. Viele, vor allem jüngere, kennen Maria Callas nicht mehr.

Cornelia Bielefeldt und Nicolas Kemmer bei der Heilbronner Stimme

Was waren zuletzt die Renner?
Kemmer: "Silberhochzeit" und "Tolstoi in der Nacht". Bei "Männerduft" ist kein Ende abzusehen.
Bielefeldt: Wir spielen keinen Boulevard. "Liebe, Sex und Therapie" haben wir abgesetzt. Das war nicht unser Niveau.

Denken Sie über eine Aufstockung des Ensembles nach?
Kemmer: Nicht zu finanzieren. Wir bekommen ja keine Subventionen. Die Bühne gibt das auch nicht her.

Der Unterschied zur großen Bühne?
Bielefeldt: Der direkte Kontakt zum Publikum. Es sieht jeden Schweißtropfen. Und die Gespräche danach.
Kemmer: Die Leute bleiben sitzen und sprechen uns an. Wir müssen kein Publikumsgespräch ansetzen.

Ihre schönste Hagen-Erfahrung?
Bielefeldt: Wenn ich die glücklichen Gesichter im Publikum sehe. Der Luxus, unabhängig zu sein. Die Freiheit, Stücke zu spielen, die wir aussuchen. Und unsere Maskenbildnerin Ursula Schill.
Kemmer: Der Chansonabend "La vie c'est comme une dent", den ich seit 30 Jahren machen wollte.