Gute Unterhaltung

Theater: "Zwei wie Bonnie & Clyde" im "Le Café-Théâtre"

Fränkische Nachrichten, 4. Oktober 2013

von Dieter Schnabel


Sie heißen Chantal und Manni und wollen ans große Geld kommen und in Las Vegas heiraten. Ihre Vorbilder sind Bonnie Parker und Clyde Barrow, die in den 30er Jahren ihr Unwesen trieben und dabei die USA in Angst und Schrecken versetzten.

Chantal und Manni orientieren sich also in ihrem Tun an ihrem vom Film geprägten Vorbildern. Nur zieht sich keine Blutspur durch das, einschließlich einer Pause, knapp zweistündige Geschehen. Vielmehr steht in diesem Fall nicht der Ernst, sondern der Spaß im Vordergrund. Oder mit anderen Worten, die zwei, die glauben wie Bonnie und Clyde zu sein, erreichen gar nichts und kommen auch nicht ans Ziel ihrer Wünsche. Sie sind am Anfang arm und am Ende auch, denn sie sind vor allem arm an Geist und haben im Grund nur Flausen im Kopf.

Sie planen die Banküberfalle genau. Doch die Theorie und die Praxis stimmen nicht überein. So wird beim ersten Überfall die Plastiktüte mit der Beute mit einer anderen verwechselt, in dem eine Kundin ihren Einkauf verstaut hat.

Beim zweiten Überfall kommt das Pärchen zu spät und trifft auf andere Bankräuber, die schon ihre Arbeit verrichten. Dann geht etwas schief, weil Bonnie keine reißfesten, sondern blickdichte Strümpfe zur Gesichtstarnung besorgt hat. Und schließlich geht bei den Möchtegern-Bankräubern untereinander vieles schief. Denn Chantal will Manni übertölpeln und umgekehrt. So wird Geld in Schuhschachteln versteckt und diese werden wiederum miteinander vertauscht.

Ein Tisch, Stühle und viele Kartons und Schachteln in einigen Regalen, das genügt als Bühnenbild. Chantal trägt eine rote Baskenmütze auf ihrer hellen Zopffrisur, dazu einen schwarzen Rock und rote Leggins. Manni kommt in Blue Jeans, mit weißem Hemd und Weste. Für die Ausstattung zeichnet Cornelia Bielefeldt verantwortlich. Doch nicht genug damit, sie führt auch Regie. Dabei hält sie die zwei zu einem munteren, kurzweiligen Spiel an und legt Wert darauf, dass sie ihre Rollen, wie von den zwei Autoren vorgesehen, stimmend und glaubhaft charaktierisieren.

So ist Isabelle Arnold eine Chantal alias Bonnie, die man nicht unbedingt als Geistesleuchte bezeichnen kann. Sie kapiert nicht gleich, was man von ihr will, Missverständnisse bestimmen ihr Handeln, rechts von links zu unterscheiden, bereitet ihr Schwierigkeiten. Sie ist eher naiv, es fehlt ihr der Durchblick. Dabei ist ihr eine gewisse Schläue nicht abzusprechen, vor allem, wenn es darum geht, einen Vorteil für sich zu gewinnen.

Philippe Kemmer spielt den Manni alias Clyde als den Überlegenen, der er aber ebenso wenig ist wie der Gescheite, den er vorgibt zu sein. Im Grund beeindruckt er mehr durch die durchkonstruierten Pläne, die allerdings nicht funktionieren, als durch seine Erfolge bei der Umsetzung seiner vermeintlich genialen Gedanken.

Die "Zwei wie Bonnie & Clyde" - mit dem zutreffenden Untertitel "...denn sie wissen nicht, wo sie sind", sind im Heilbronner "Le Café-Théâtre" ein niemand gefährlich werdendes Paar, das die Besucher mit seinen Kapriolen gut unterhält.

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