Mythos schon zu Lebzeiten
Le Café Théâtre: "Marlene" mit Cornelia Bielefeldt
Fränkische Nachrichten, Montag, 18.11.2013
Am 27. Dezember 1901 wurde sie in Berlin-Schöneberg geboren, Maria Magdalene Dietrich, am 6. Mai 1992 ist sie in Paris gestorben. 1923 bekam sie erste kleine Rollen in Stummfilmen, 1977 stand sie für den Film "Schöner Gigolo - Armer Gigolo" zum letzten Mal vor der Kamera. Dazwischen lag eine Weltkarriere, die 1929 mit dem Film "Der Blaue En-gel" begann. Marlene Dietrich wurde schon zu Lebzeiten zu einem Mythos.
Mit dem 1997 uraufgeführten Theaterstück "Marlene" setzte die britische Autorin dem Star ein biografisch-literarisch-musikalisches Denkmal. Man erfährt einiges aus dem Leben der Marlene Dietrich, die sich bei dieser Gelegenheit an Weggefährten wie Josef von Sternberg, Orson Welles, Ernest Hemingway, Greta Garbo, Edith Piaf und ihre Tochter erinnert. Sie tritt in verschiedenen Gestalten auf, immer wieder anders kostümiert, sie vertritt ihre Meinung und äußert sie auch zur Politik. Vor allem präsentiert sie sich aber als Diva, wenn sie auch zwischendurch den Boden putzt, weil ihr die Garderobe nicht sauber genug ist.
Geliebt und gehasst
Sie erzählt Geschichten, in erster Linie ihre eigene, und sie singt ihre Lieder. Geliebt von den einen, geachtet und bewundert von vielen, aber auch gehasst von einigen, die bei ihrem letzten Berlin-Besuch 1960 gegen sie protestierten und die sie noch nach ihrem Tod als Vaterlandsverräterin beschimpften, schwankt ihr Charakterbild nicht nur in der Filmgeschichte. Im Le Café-Théâtre in Heilbronn tritt einem jetzt Marlene Dietrich in Gestalt von Cornelia Bielefeldt entgegen. Wohl gibt es in dem Theaterstück noch vier andere Personen, doch stehen alle in ihrem Schatten. Denn im Mittelpunkt steht Cornelia Bielefeldt in der Titelrolle, die auch für die Ausstattung verantwortlich zeichnet. Als Bühnenbild hat sie mit einigen Möbelstücken eine stimmende Künstlergarderobe aufgebaut, als Kostümbildnerin hat sie sich eine rote und eine weiße Abendrobe ausgesucht.
Kommandiert und erzählt
Sie kommandiert und erzählt in einem fort. Sie hat Ausstrahlung und wartet mit einer stupenden Präsenz auf den Brettern auf, die Marlenes Welt bedeuten. Vor allem singt sie aber bekannte wie weniger bekannte Lieder und Songs, die einst Marlene Dietrich kreiert hat. Und das ohne das Vorbild imitieren oder gar parodieren zu wollen, mit einem ihr eigenen und doch der Titelheldin nicht minder gerecht werdenden stimmlichen Ausdruck.
Und da hört man sie wieder, die einst von Marlene Dietrich interpretierten Erfolgsnummern "Ich bin die fesche Lola", "The Boys in the Backroom", "Lili Marlen", "Sag' mir, wo die Blumen sind", "La vie en rose" als Hommage an Edith Piaf, ebenso wie "Non, je ne regrette rien" und selbstverständlich "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" - um nur einige zu nennen. Ein in jeder Beziehung sehens- und hörenswerter Theaterabend in memoriam Marlene Dietrich.
Dieter Schnabel
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