Just The Ticket

von Peter Quilter


Just The Ticket Was tun, wenn man nicht mehr ganz jung ist, sich aber wieder so fühlen will? Suse, gönnt sich selbst zum zweiten Mal in ihrem Leben eine Reise. Eine weite Reise, denn bei ihrer ersten Fernreise vor dreißig Jahren hatte sie dieses Gefühl, das sie jetzt wieder erleben möchte: Sie hatte sich ungemein lebendig gefühlt. Der kleine Unterschied ist nur, dass sie damals mit drei Freundinnen unterwegs war und jetzt allein verreist. Und das macht sie nervös und redselig. Den rechten Gesprächspartner kann sie am Flughafen nicht finden, doch als sie dann endlich trotz Flugangst und Reisestress am Urlaubsort ankommt und ihren ersten Cocktail genießt, lernt sie den Barkeeper Bill kennen ... Eine brillante Komödie, temporeich, exzentrich und ... extrem komisch.

mit Cornelia Bielefeldt - Regie & Musik: Nicolas Kemmer





Fotos © Uwe Deecke

Zuschauerstimmen


Reisen mit 30 Jahren Handgepäck

Gelungene Premiere von "Just The Ticket" des Café Théâtre

Just The Ticket Ein Flug nach Australien und eine Reise in die eigene Vergangenheit: "Just The Ticket" des britischen Bühnenautors Peter Quilter schickt eine allein reisende Single-Frau jenseits der 50 zurück in ihre glückliche Jugend. Ging es in Quilters Musical "End of the Rainbow" um die dramatischen letzten Monate von Judy Garland, steht hier kein Star im Mittelpunkt, sondern eine ganz normale Frau. "30 Jahre Handgepäck" hat sie nach eigenem Bekunden dabei. Susan, die damals vor 30 Jahren mit ihren besten Freundinnen einen herrlichen Urlaub in Down Under verbracht hatte, will noch einmal nach Australien. Doch keine ihrer Freundinnen von einst hat diesmal Zeit und Gelegenheit.

Redselig - Julia, die immer die attraktivste war, hat eine Schönheits-OP und ist deshalb verhindert. Paulineist krank und Deborah bereits verstorben,also muss Susan alleine auf die Reise ans andere Ende der Welt und zu sich selbst. Es ist eine kurzweilige One-Woman-Komödie, die Nicolas Kemmer für Le Café Théâtre im Kaffeehaus Hagen nach der Vorlage des britischen Erfolgsautors inszeniert hat.

Cornelia Bielefeldt muss darin keine Achterbahn der Gefühle durchleben, aber ihre Susan schwankt nicht selten zwischen Euphorie und Melancholie. Redselig wie die reisende Engländerin nun mal ist, blickt sie zurück auf damals, als sie noch vier Freundinnen im Urlaub waren. Und darauf, was aus ihnen geworden ist. Flugangst und Nervosität bekämpft sie mit Selbstgesprächen nicht ohne britischen Humor. Drei Wochen Australien könnten lang werden.

Und so ist der Barkeeper Bill bald Opfer ihres Temperaments und ihrer Offenheit, in den sie sich fast wie ein Teenager verliebt. So wie damals.

Und sich für ihn sogar in unfallträchtige High-Heels zwängt, die ihr mehr Schmerzen bereiten als alles andere im Urlaub. Die Liebe, will Quilter sagen, macht nicht nur unvorsichtig, sondern im Alter auch ein wenig infantil. Und Susan ist im Grunde glücklich, denn sie braucht keine Schönheits-OPs, und sie lebt.

Termporeich - Es ist eine leichte, temporeiche Komödie, die manche Situationskomik bereit hält, etwa wenn die aufgeregte Susan Gehversuche in den hohen Schuhen unternimmt. Die Ein-Frau-Komödie funktioniert, das Experiment ist geglückt, und Susans Mut hat sich am Ende gelohnt. Die Botschaft ist so einfach wie tröstlich: Es ist nicht schlimm, älter zu werden, so lange man sich noch nicht alt fühlt. Und eines ist für die quirlige Susan klar: Sie wird nicht nochmal 30 Jahre warten, um wieder hierher zu kommen.

Von Uwe Deecke

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